Sonnenklar!

Ich habe einen Hang zur beherzten Übernahme augenblicklich plausibel anmutender Erklärungen meiner eigenen seelischen VerfassungEN.

Dachte ich im letzten Jahr noch, ich würde an einer jahreswandelbedingten Depression leiden. Seelischer, tiefdunkler Verstimmtheit ob des einmal mehr nicht angefertigten Jahresrückblicks und der Ausbildung beträchtlicher im Geiste äußerst detailliert und formschön gefertigter Handlungs-Vorhaben, die da den Boden des Wirklichen eindringlichst zu tasten fordern.

Kann ich schon in diesem berichtigend und Erleichterung verschaffend sagen:
Aber nein! Ich schlafe in diesen Nächten nicht nur hervorragend, sondern auch tief und vor allem lang.
Und dass mir die Motivation, die mich erwachend, noch im Bette verharrend durchströmt, in den nächsten Minuten und Halbstunden, mit Kaffee und Übergangsfrühstück abhanden kommt, liegt nur daran:

Ich bin nicht, sondern habe und leide aufrichtig unter
Sad!

Ein Artikel in MIND (Nr.3/2005) verspricht Erhellung. Ein kleines Neuronenbündel, der SCK (suprachiasmatic nucleus) kümmert sich um die Verarbeitung von täglichen und saisonalen Veränderungen des Tageslichts. Der SCK ist der Meister des Chronos, unsere innere Uhr. Scheint uns die Sonne ins Auge, beginnt dieses Neuronenbündel schneller zu feuern und behält diese Feuerungsrate den Tag über bei, bis es am Abend inne hält und es einen Melatoninschub gibt, (Appetit, Aktivität, soziales Kontaktverhalten, Sexualtrieb und Schlafbedürfnis beeinflussend) der uns schläfrig werden lässt.
250px-Moth_attracted_by_light

Nun feuern die SCK-Neuronen in Frühling und Sommer deutlich länger als in Herbst und Winter, d.h. es gibt nicht nur ein tägliches, sondern mit den Jahreszeiten wechselndes Niveau an Melatoninzufuhr.

SAD-Sufferer, wie ich es seit Neuestem bin, scheinen überdies mehr von dem Zeug abzukriegen. So zeigt sich, dass bei uns der nächtliche Melatonin-Zyklus ca. 38 Minuten länger andauert.

Wenig Sonnenlicht im Winter, auf Grund von Schlafenszeiten bis weit in den Nachmittag hinein, dunkle, womöglich noch fensterlose Räume sind die besten Voraussetzungen, das SCK-Bundle ans Melatonin zu verlieren.

Deshalb empfiehlt der Autor LICHT. Soviel Licht, damit auch der traurigste Nachtfalter bemerkt, dass es Tag ist und kein Grund für tiefdunkle Schläfrigkeit.
Intensives Licht (Sonne oder viel stärkeres, als die meisten Raumbeleuchtungen aufweisen) sagt den Chrono-Neuronen, dass es Tag ist, dass der Melatoninzyklus stoppen soll.

Ich habe also seit gestern Festbeleuchtung in meiner Wohnung und trage einen selbstgebastelten Ausweis "SAD-Leidende-braucht-LICHT" mit mir herum, den ich den Leuten in der S-Bahn zeige, wenn sie den Platz auf der Sonnenseite in Beschlag genommen haben.

Und verstehe mein permanentes Fern- und Sonnenweh und das innere Seufzen, wenn ich ein Reisebüro mit einladenden Long-Distance-Angeboten passiere, einmal nicht als verwöhnte Globetrotterattitude.

rEzent

Das vorletzte Buch
Und dann saß ich plötzlich meinen wahren Eltern gegenüber....
Fluchtfliege - 5. Jan, 03:05
Gestern, sepiafarben.
Man sollte auch dann schreiben, wenn es einem so geht,...
Fluchtfliege - 3. Mai, 00:13
Freiheit
Ein schöner Text unter der Rubrik : " Die Unfähigkeit...
Reh Volution - 9. Apr, 13:13
Immer diese Entscheidungen....
Immer diese Entscheidungen. Sind schon mal wie eine...
nafreilich - 24. Feb, 19:04
@braindamagedpatient
Ich bin kein Physiker, das Folgende sind deshalb auch...
Köppnick - 21. Feb, 19:38
@köppnick
Hm, die Physik, die Du beschreibst kenn' ich eigentlich...
braindamagedpatient - 21. Feb, 15:59
@braindamagedpatient
Deine unendlich kleinen Punkte, die einen wohldefinierten...
Köppnick - 21. Feb, 08:43
@Köppnick
Wenn das mit der diskreten Welt stimmte, müsste dann...
braindamagedpatient - 20. Feb, 22:05

à lirE

dahiN


Besuch vom Philosophen
Tag&Nacht
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren